Leidest du an Stimmverlust (Aphonie)?

Mann mittleren Alters in grünem Pullover sitzt auf einem Sofa, hält sich den schmerzenden Hals und wirkt gequält. Er trägt einen Schal und scheint unter Heiserkeit oder Stimmverlust zu leiden.

Du öffnest den Mund, willst mit deinem Gegenüber sprechen und da passiert es: Es kommt kein einziger Ton heraus. Stimmverlust, Stimmlosigkeit, Tonlosigkeit oder in der Fachsprache auch Aphonie genannt, ist die stärkste Form von Heiserkeit, bei der keine Lautbildung mehr möglich ist – nicht einmal ein Flüstern oder Hauchen. Die gute Nachricht lautet: Der Stimmverlust ist meist heilbar. Möchtest du wissen, welche Ursachen infrage kommen und wie man die Aphonie behandelt? Dann lies hier weiter!

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Was ist Aphonie?

Bei einer Aphonie sind keine Lautäußerungen mehr möglich, Betroffene können nicht einmal flüstern oder hauchen. Die Stimmbänder sind so geschädigt oder entzündet, dass sie nicht mehr schwingen können, um Töne zu erzeugen – es besteht ein vollständiger Stimmverlust.

Unsere Stimmbänder funktionieren wie die Saiten einer Gitarre:

  1. Töne: Wenn eine Saite angeschlagen wird, beginnt sie zu vibrieren. Entsprechend versetzt die ausströmende Luft aus den Lungen die Stimmbänder in Schwingung. Diese Schwingungen in der Luft nennen wir Töne.
  2. Tonhöhe: Je kürzer, angespannter oder dünner die Saiten oder Stimmbänder sind, desto höher werden die Töne. Je länger, lockerer oder dicker die Saiten oder Stimmbänder sind, desto tiefer werden die Töne.
  3. Lautstärke: Wie bei der Gitarre die Stärke des Anschlags die Lautstärke beeinflusst, bringt ein kräftiger Luftstrom aus den Lungen die Stimmbänder stärker oder zum Schwingen, wodurch der Ton lauter wird. Ein leiser Ton entsteht wiederum durch einen sanfteren Luftstrom.
  4. Klangfarbe: Beim sogenannten Timbre der Stimme spielt die gesamte Anatomie der Resonanzräume (Mund, Nase, Nasennebenhöhlen, Rachen) sowie die Lippen, Zunge und Zähne eine Rolle – wie der Korpus einer Gitarre.

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Aphonie oder Dysphonie – was ist der Unterschied?

Aphonie ist der vollständige Verlust der Stimme, während bei der Dysphonie, einfacher auch Stimmstörung oder Heiserkeit genannt, die Stimme beeinträchtigt, aber nicht vollständig verloren ist. Aphonie tritt oft bei schwerwiegenden organischen, funktionellen oder psychischen Störungen auf, während Dysphonie durch weniger schwere organische, funktionelle oder psychische Probleme verursacht wird1.

Wenn die Ursachen einer Dysphonie unbehandelt bleiben oder sich verschlimmern, kann aus einer Dysphonie auch eine Aphonie entstehen. Beispielsweise können organische Ursachen wie schwere Kehlkopfentzündungen (organische Dysphonie) zu einer Aphonie führen. Ebenso kann eine starke Überbeanspruchung der Stimme (funktionelle Dysphonie) zu einer völligen Erschöpfung der Stimmbänder führen, was in eine Aphonie übergeht. Auch nach schweren traumatischen Erlebnissen (psychogene Dysphonie) kann sich eine Dysphonie zu einer Aphonie entwickeln. Allerdings ist dies eher selten, da Dysphonien in der Regel früh erkannt und behandelt werden, bevor sie sich so drastisch verschlechtern.

Je nachdem welche Ursache der Aphonie zugrunde liegt, können mit ihr weitere Symptome auftreten, beispielsweise Halsbeschwerden, Räusperzwang, Nackenverspannungen oder Kopfschmerzen.

Ursachen von Aphonie

Die Ursachen für einen Stimmverlust können vielfältig sein2:

  • organische Aphonie: Ursachen des Stimmverlusts können Infektionen (zum Beispiel eine chronische Kehlkopfentzündung), Verletzungen im Kehlkopfbereich (etwa durch Unfälle oder Operationen), angeborene Fehlbildungen des Kehlkopfes oder weitere Probleme wie Stimmlippenknötchen, Polypen, Zysten oder Tumore sein.
  • funktionelle Aphonie: Eine Überlastung der Stimme (beispielsweise durch langes Sprechen, lautes Schreien oder intensives Singen) kann die Stimme belasten und die Stimmbänder überanstrengen.
  • psychogene Aphonie: Der Stimmverlust kann sich auf unverarbeitete traumatische Erlebnisse (wie ein schwerer Schock) oder auf chronischen Stress (beispielsweise aufgrund schwieriger Lebenssituationen) zurückführen lassen.

Wenn die Stimme schlagartig versagt: Welche Ursachen hat ein plötzlicher Stimmverlust?

Ein plötzlicher Stimmverlust kann verschiedene Ursachen haben. Einerseits können psychische Belastungen wie Stress oder traumatische Erlebnisse die Stimme beeinträchtigen. Andererseits kann die plötzliche Aphonie auch aus einer Stimmbandlähmung hervorgehen – etwa infolge eines Infekts, Tumors oder nach operativen Eingriffen.

Der plötzliche Verlust der Stimme sollte immer ärztlich abgeklärt werden.

Untersuchungsmethoden: So stellt der Arzt oder die Ärztin eine Aphonie fest

Wenn die Stimme versagt, gilt die Hals-Nasen-Ohren-Praxis als erste Anlaufstelle. Um eine Aphonie zu diagnostizieren, kommen verschiedene Methoden zum Einsatz. Zunächst erfolgt eine Anamnese mit Fragen zu deinen Symptomen und deiner Krankengeschichte. Wenn eine organische Ursache vermutet wird, findet im Anschluss anhand eines Spiegels oder eines flexiblen Endoskops eine Untersuchung des Kehlkopfes und der Stimmbänder (Laryngoskopie) statt, um mögliche Probleme festzustellen. Weitere Methoden, die dabei helfen, dem Stimmverlust auf den Grund zu gehen, sind eine Stroboskopie (Untersuchung der Schwingungen der Stimmbänder), bildgebende Verfahren (wie Ultraschall, MRT oder CT) oder neurologische Tests (Überprüfung der Funktion der entsprechenden Nerven).

Bei funktionellen Störungen kann auch eine logopädische Praxis eingebunden werden.

Falls die Ursache psychischer Natur sein könnte, kann der HNO-Arzt oder die HNO-Ärztin die betroffene Person an eine psychotherapeutische oder psychiatrische Praxis überweisen.

Wann solltest du einen Stimmverlust ärztlich abklären lassen?

Bei folgenden Beschwerden solltest du zeitnah medizinischen Rat einholen:

  • wenn die Aphonie lange anhält oder immer wieder zurückkehrt
  • wenn starke Halsschmerzen oder Atemprobleme auftreten
  • wenn Fieber oder andere schwere Symptome hinzukommen
  • wenn die Ursache unklar ist oder der Stimmverlust plötzlich eintritt
  • bei bestehenden Erkrankungen, die die Stimme betreffen

Was hilft beim Stimmverlust? 7 wirksame Maßnahmen

Bei einem Stimmverlust gibt es hilfreiche Maßnahmen, um die Stimme wiederherzustellen und die Beschwerden zu lindern:

Was du vielleicht nicht weißt: Flüstern belastet deine Stimme! Vermeide daher bei einer Aphonie nicht nur den Versuch zu sprechen oder flüstern, sondern auch das Räuspern. Denn die Stimmbänder werden dadurch nur noch mehr beansprucht.

Trinke bei einem Stimmverlust viel Wasser, um die Schleimhäute feucht zu halten. Kräutertees (beispielsweise Salbei) können ebenfalls beruhigend wirken. Inhaliere warmen Dampf über einer Schüssel mit heißem Wasser oder nutze ein Kaltnebelgerät, um die Atemwege zu befeuchten.

Bei einem Stimmverlust ist es wichtig, Reizstoffe zu vermeiden. Verzichte auf das Rauchen, da Tabakrauch die Schleimhäute reizt und die Stimme zusätzlich belastet. Auch stark gewürzte Speisen und Alkohol können Rachen und Kehlkopf strapazieren. Vermeide zusätzlich staubige oder trockene Umgebungen.

Bei Entzündungen können entzündungshemmende Medikamente dem Stimmverlust entgegenwirken. Sie reduzieren die Schwellung und Entzündung der Stimmbänder, wodurch die Stimme sich regeneriert.

In seltenen Fällen kann der Arzt oder die Ärztin eine Operation der Stimmbänder in Erwägung ziehen – besonders bei Knötchen oder Polypen (organische Aphonie). Diese Wucherungen beeinträchtigen die Stimme und erfordern eine mikrochirurgische Entfernung, falls andere Maßnahmen nicht zum gewünschten Erfolg führen.

Hat sich aufgrund einer Überlastung der Stimme eine Dysphonie zu einer Aphonie verschlimmert (funktionelle Aphonie), kann der Arzt oder die Ärztin eine geeignete Stimmtherapie empfehlen. Diese Therapie erfolgt oft bei einem Logopäden oder einer Logopädin. Er oder sie zeigt dir gezielte Übungen, um deine Stimme schrittweise wieder zu kräftigen und den Stimmapparat zu stabilisieren.

Bei einer psychogenen Aphonie, also einem Stimmverlust durch psychische Ursachen wie Stress oder emotionale Belastung, kann eine Psychotherapie hilfreich sein. Hier lernst du, emotionale Auslöser zu erkennen und Strategien zu entwickeln, um mit diesen besser umzugehen.

Wie sind die Heilungschancen bei einer Aphonie?

Die Erfolgsaussichten bei Stimmverlust hängen von der Ursache ab. In vielen Fällen sind die Prognosen sehr gut – insbesondere, wenn eine Überlastung oder Entzündung die Ursache ist. Geeignete Maßnahmen wie Stimmruhe, Befeuchtung und gegebenenfalls ärztliche Behandlung können oft recht schnell zur Besserung beitragen.

Allerdings können schwerwiegendere Ursachen eine längere Behandlung der Aphonie und gegebenenfalls eine Sprachtherapie erfordern. In diesen Fällen sind die Chancen für eine Genesung variabel und hängen von der zugrunde liegenden Erkrankung ab.

Lässt sich einer Aphonie vorbeugen?

So kannst du einem Stimmverlust vorbeugen:

  • Belaste deine Stimme nicht übermäßig.
  • Trinke ausreichend Wasser, um die Stimmbänder feucht zu halten.
  • Meide Reizstoffe wie Rauch und extreme Temperaturen.
  • Mache regelmäßige Pausen beim Sprechen oder Singen.
  • Stärke dein Immunsystem durch eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung und genügend Schlaf.

Suche frühzeitig bei ersten Stimmproblemen einen Arzt oder eine Ärztin auf, um Komplikationen zu vermeiden.

Häufige Fragen und Antworten zum Thema Aphonie

Bei einer Dysphonie hast du Schwierigkeiten, deine Stimme zu erzeugen. Sie klingt oft heiser, rau oder belegt. Die stärkste Form ist die Aphonie, bei der du gar nicht mehr sprechen kannst.

Eine psychogene Aphonie ist ein Stimmverlust, ausgelöst durch psychische Faktoren wie Stress, Angst oder emotionale Konflikte. Physisch ist der Stimmapparat intakt, aber die betroffene Person kann aufgrund psychischer Belastungen nicht sprechen.

Wenn dein Stimmverlust lange anhält, plötzlich einsetzt oder immer wiederkehrt, solltest du einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Das gilt ebenso, wenn Symptome wie starke Halsschmerzen, Atemprobleme oder Fieber hinzukommen.

Wenn deine Stimme nicht zurückkommt, solltest du ärztliche Hilfe suchen, um die Ursache abzuklären. Schone deine Stimme, trinke viel Wasser und vermeide Reizstoffe wie Rauch. In einigen Fällen hilft auch ein Stimmtraining, um die Stimme wiederherzustellen.

Wie schnell deine Stimme zurückkommt, hängt von der Ursache ab. Bei akuten Problemen wie einer Erkältung kannst du oft recht schnell wieder sprechen. Bei schweren und lang anhaltenden Störungen kann die Aphonie länger dauern.

Quellen:
1 „Heiserkeit - Ursachen und Therapie“. Deutsches Ärzteblatt, https://www.aerzteblatt.de/archiv/169475/Heiserkeit-Ursachen-und-Therapie. Zugegriffen 19. Dezember 2024.
2 „Diagnostik und Therapie von Störungen der Stimmfunktion (Dysphonien)“. Awmf.org, https://register.awmf.org/assets/guidelines/049-008l_S2k_Diagnostik-Therapie-Stoerungen-der-Stimmfunktion-Dysphonien_2023-01.pdf. Zugegriffen 19. Dezember 2024.


Medizinische Expertise:

Dieser Artikel ist nach wissenschaftlichen Standards verfasst und von Pohl-Boskamp auf seine Richtigkeit intensiv geprüft worden.

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Veröffentlicht am 29.09.2020
Letzte Aktualisierung am 15.02.2024